Im Mai begeisterte Swen Peukert in der Weinscheune Kodersdorf zum ersten Mal mit einer für die Region neuen Veranstaltungsreihe mit dem Konzept »Jazz und Wein«. Der Erfolg der Eröffnungsveranstaltung gab dem aus Rostock stammenden Wahlsachsen den Schwung, weiterzumachen. Die Besucher lobten die Veranstaltung, sind aber darauf gespannt, wie es weitergeht – den Genuss von musikalische Top-Act-Konzerten in Kombination mit Qualitätswein auf einem Dorf bei Görlitz anzubieten, finden sie zumindest gewagt.
Swen Peukert ist ein Name, der in der Musikszene nicht unbekannt ist. Früher war der aus Rostock stammende Veranstalter als Agent für verschiedene Labels tätig, organisierte Blues- und andere Festivals sowie Konzerte in ganz Deutschland. Vor drei Jahren ist der 54-jährige auf einen Bauernhof bei Görlitz gezogen und entschied sich vor einem Jahr, beruflich komplett umzusatteln. In seiner Weinscheune in Kodersdorf verkauft er südfranzösische Weine. Auch wenn er davon sehr gut leben kann, hat es ihn jetzt doch wieder in die Musikwelt gelockt. Er will mit einem neuen Veranstaltungskonzept die Genüsse des Lebens, Wein und Jazz, miteinander verbinden. »Ich habe nie so richtig losgelassen und war ja weiterhin im Kontakt mit Agenturen und Musikern«, erklärt der 54-jährige, der mit Edo Zanki, Sting und Sandy Patton auf du und du ist. »Ich denke, dass die Verknüpfung meiner beiden Leidenschaften in einem durchgestylten Veranstaltungskonzept für die sächsische Musiklandschaft eine spannende Bereicherung ist.«
Swen Peukert, für Ihre Veranstaltungen in der Weinscheune Kodersdorf bereiten Sie im Hinblick auf die beiden Komponenten Jazz und Wein vieles vor. Was muss für eine solche Abendveranstaltung eigentlich alles bedacht und gemacht werden?
Beim Wein und Jazz musste ich natürlich erst einmal die Infrastruktur schaffen. Musiker auswählen, Gagen und Verträge aushandeln, den Weinausschank vorbereiten, die Veranstaltung bewerben... Eigentlich das übliche – ich habe ja schon viele hundert Veranstaltungen im Bereich Konzert und Festival organisiert. Der Veranstaltungsort war ja bereits festgelegt, allerdings besaß ich ja nur eine ganz normale Scheune, da herum befand sich eine ganz normale ländliche Wiese, ohne sanitäre Anlage oder andere Voraussetzungen für Konzerte. Inzwischen ist die Scheune ein kleiner Konzertsaal, mitten auf dem Land, und alles andere drumherum ist inzwischen auch hergerichtet.
Das Publikum war so begeistert, dass es von den Musikern eine Zugabe nach der anderen abforderte, sowie noch bis lange nach Mitternacht sitzen blieb und weiterfeierte. Wie ging es Ihnen in solch einer Situation als Veranstalter? Freuen Sie sich über die Gespräche und den kulturellen Austausch, oder schauen Sie eher besorgt auf die Uhr?
Vor einer eigenen Veranstaltung stehe ich meist sehr früh morgens auf, um bis ins Detail die letzten Vorbereitungen treffen zu können. Wenn man dann auf die Uhr schaut und es schon weit nach Mitternacht ist, dann schaut man schon sehr überrascht drein. Aber ja, ich möchte hier in Kodersdorf auch einen Ort des Gesprächs und kulturellen Austauschs schaffen. In diese tolle Region gehört einfach mal eine gute Ladung erstklassige Musik, und um ehrlich zu sein, gibt es da besonders im Bereich Jazz noch viel zu wenig gute Veranstaltungen. Und je länger meine Gäste feiern, desto besser!
Was erhoffen Sie sich für die Zukunft?
Ich möchte noch mehr Leute ins Boot holen, um größere Sachen, wie das Steinsteinklangprojekt von Wolfgang Lackerschmid in Görlitz umsetzen zu können. Dieses läuft seit sieben Jahren sehr erfolgreich im Römischen Museum in Augsburg und sollte auch hier in der Region laufen. Aber ich habe auch noch ganz andere, eher konzertante Ziele für die Region. Ich will gute Musik in die Region bringen, und da spreche ich von internationalen Top-Acts.
Früher haben Sie im Musikbusiness gearbeitet, dann aber komplett als Weinhändler umgesattelt. Wie fühlt es sich an, nach vielen Jahren wieder ein Konzert zu organisieren?
Inzwischen mache ich beides, guten Wein "an den Mann bringen" und Konzerte organisieren . Wenn die Konzertbesucher nach dem Konzert zufrieden nach Hause gehen und sich bei mir für den gelungenen Abend bedanken, freut es mich. Das ermutigt mich zum Weitermachen. Das ist das Brot, von dem sich ein Veranstalter ernährt. Wenn man Musik und Konzerte liebt, geht diese Passion und das Interesse, Konzerte zu organisieren, auch nie verlieren. Es fühlt sich beides sehr gut an.
Welche Leidenschaft packt Sie eigentlich tiefer - der Wein oder die Musik?
Diese Frage kann ich gar nicht so richtig beantworten. Das ist ambivalent. Wenn ich kommendes Jahr wieder ein großes Konzert gebe, oder den Wein an begeisterte Leute verkaufe, dann schlägt mein Herz in jeder Situation sehr intensiv. Man darf aber sagen, dass wenn ich Weine verkaufe, dass ich dann die Mittel dazu habe, tolle Konzerte zu finanzieren.
Regionale Veranstalter bezeichnen es als mutig, dass Sie sich trauen, Weltklassejazz in die Region zu bringen.
Ich sehe es als ein spannendes Experiment, aus dem sich für die Region etwas tolles entwickeln kann. Aber ja, es verlangt viel Engagement ab, und immer wieder auch den dazugehörigen langen Atem. Wenn das Konzept nicht aufgeht, verlierst du im schlimmsten Falle deinen Job, hast dich aber nicht selbst mit dem finanziellen Risiko involviert. Ich finde es nicht mutig, was ich mache. Ich organisiere mich einfach anders. Auch wenn die Künstler die hier spielen, hochkarätige Jazzmusiker sind, also richtige Meister ihres Faches und daher eben auch etwas mehr kosten, vielleicht weltweit bekannt sind - aber ich sehe in meinem Format nur Vorteile. Ich bin ja nicht staatlich unterstützt, und dadurch auch nicht an Richtlinien von oben gebunden. Ich kalkuliere meine Konzerte so, dass sie funktionieren. Manche der Musiker, die ich einlade, geben in Deutschland zu jenem Zeitpunkt nur ein oder zwei weitere Konzerte, und allein die Musiker sind ja dann Grund genug für Liebhaber der guten Musik deutschlandweit, den Weg nach Kodersdorf auf sich zu nehmen.
Das Gespräch führte Marion N. Fiedler.

