Wenn es um die Zukunft des Dresdner Kreuzchors geht, bemüht der Kreuzkantor Roderich Kreile die Blickrichtung der Fußball-Bayern: "Man muss oben bleiben!" Allmählich steuert der Chor auf ein großes Jubiläum zu. Künstlerisch hält die kommende Spielzeit einige interessante Details bereit.
Ein paar Misstöne waren in letzter Zeit zu vernehmen, wenn es um den Kreuzchor und seine Finanzierung durch die Stadtoberen ging. Nun wird dieser Tage eine lange für vermeidlich gehaltene Erhöhung der Elternbeiträge durch den Stadtrat gehen. Die Oberbürgermeisterin indes bemühte sich persönlich zur Jahrespressekonferenz des Chores und versuchte, gut Wetter auszustrahlen: ja, der Chor sei eines der wichtigsten kulturellen Aushängeschilder der Stadt, und, ja, zum bevorstehenden 800jährigen Jubiläum im Jahr 2016 wolle man es extra noch einmal aufpolieren.
Auch von Kreuzkantor Roderich Kreile kamen - nach deutlichen Worten Anfang des Jahres, die Verwendung von Stiftungsgeldern für den Kulturpalast-Umbau betreffend - nur freundliche Worte. Die Beziehung zur Stadt sei eng, vertrauensvoll, man wisse, was man aneinander habe. Immerhin kommen 2,9 Millionen Euro des 3,4-Millionen-Budgets aus dem Stadtsäckel. Auf dem Plan stehen jedoch nun auch Verhandlungen mit der Kreuzkirche. Bisher zahlt sie 66.000 Euro für die liturgischen Dienste und Konzerte des Chores; eine Erhöhung des Betrags ist angestrebt.
Künstlerisch hat der Kreuzkantor einige neue Richtungen aufgezeigt. Neben der Aufnahme des Brahms-Requiems ist eine Beethoven-Messe in barocker Stimmung und mit Begleitung durch historische Instrumente geplant; ein stilistisches Novum für den großen Knabenchor, das aufhorchen lässt. Auch im Bereich der Mehrchörigkeit sieht Kreile noch spannendes Potential. Und weltlicher soll das Repertoire auch noch werden: jenseits des Populismus, aber eben mit Breitenwirkung.
Was das Programm des Jubiläumsjahres 2016 angeht, halten sich OB und Kreuzkantor noch bedeckt. Jetzt stehen die Zeichen erst einmal auf Chinatournee (im Oktober geht es nach Schanghai, Peking, Wuxi, Hangzhou und Nanjing), und Kreiles Amtsvorgänger Gottfried August Homilius, der vor dreihundert Jahren geboren wurde, soll wiederentdeckt werden.
